Bin ich ausgelangweilt?

Wenig Arbeit auf dem Schreibtisch bedeutet gleichzeitig viel Zeit zum Surfen und zum Schwatzen mit Kollegen. Das kann zwischendurch mal ganz angenehm sein, bis dann die freie Zeit in bohrende Langeweile umschlägt. Viele Arbeitnehmer werden in dieser Situation sogar krank: Sie leiden an totaler Unterforderung. Dieser Zustand wurde erstmal 2007 als „Boreout“ bezeichnet.

Das Wort „Boerout“ leitet sich ab aus dem englischen Begriff „Boredom“ (Langweile) und dem Krankheitsbild „Burn Out“.Boreout-Betroffene leiden nicht wie Burn Out- Patienten am Stress der Überforderung,  sondern unter permanenter Langeweile und Unterforderung am Arbeitsplatz. Sozialwissenschaftler unterscheiden dabei zwei Arten von Unterforderung:

1.    Quantitative Unterforderung: Es gibt einfach zu wenig Arbeit. Diese Art der Unterforderung taucht häufig auf und wird durch eine Umfrage von salary.com bestätigt. Danach verbringen knapp 30 Prozent der Beschäftigten täglich über zwei Stunden damit, im Internet zu Surfen oder einen netten Plausch mit den Kollegen zu halten. Eine weitere Umfrage zeigt, dass knapp die Hälfte der Beschäftigten auch am Arbeitsplatz  im sozialen Netzwerk Facebook unterwegs ist. Aber eben aus dem einen Grund: Fehlende Arbeit.
2.    Qualitative Unterforderung: Interessante und hochqualifizierte Berufe werden zunehmend simpler. Spannende Aufgabenbereiche fallen weg und werden von Kollegen oder Maschinen übernommen. Mitarbeiter, die aufgrund von herausragenden Fähigkeiten deutlich mehr leisten können, werden Aufgabenbereichen zugeteilt, die sich nicht erwartet hätten und die sie schlichtweg unterfordern. Die Verantwortung, die ihnen zusteht, bleibt aus.

Wie entsteht das Boreout-Syndrom?

Zu wenige oder falsche Aufgaben sind der Knackpunkt.
Es entsteht eine Fehlbelastung: Die Diskrepanz zwischen dem, was man leisten kann, und dem, was tatsächlich verlangt wird, ergibt in der Verbindung mit fehlender Anerkennung und fehlenden Erfolgserlebnissen puren Stress.
Es ist kein anerkanntes Krankheitsbild, sondern eine bekannte Tatsache: Ob negativer Stress durch Über oder Unterforderung entsteht, die Symptome können identisch zu denen der Burn Out Erkrankung sein: Psychosomatische Störungen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Antriebslosigkeit.

Interessant ist die Tatsache, dass Selbständige seltener an Boreout leiden. Warum? Ganz einfach: Sie stecken ihr ganzes Herzblut in die Arbeit, sonst hätten sie den Schritt in die Selbständigkeit nicht gewagt. An ihrer Arbeit hängt zudem ihre komplette Existenz. Unternehmergeist scheint also ein wirksames Gegenmittel zu sein.

Langeweile am Arbeitsplatz ist ein Tabu-Thema

Die wenigsten Arbeitnehmer können und wollen zugeben, dass die unterfordert sind. Denn nur wer auch gestresst ist, gilt als wichtig.

Betroffene vertuschen ihr Nichtstun dabei häufig durch Aktionismus: Sie versuchen ihr Problem genau ins Gegenteil umzukehren. Das bedeutet, sie bleiben länger als ihre Kollegen im Büro und verhalten sich beschäftigt um so eine Überlastung zu simulieren – häufig mit Erfolg. Allerdings wird die Situation durch dieses Verhaltensmuster nicht besser: Betroffene wirken beschäftigt und gestresst, sodass sie keine zusätzlichen Aufgaben zugeteilt bekommen.

Was tun bei Langeweile am Arbeitsplatz?

Wer unter Boreout leidet sollte versuchen, den Teufelskreis aus Langweilige, vorgetäuschter Beschäftigung und dem daraus resultierenden Aufgabenmangel zu durchbrechen. Ich habe deshalb sieben Tipps zusammengestellt, wie Langeweile oder auch nur mal ein kreatives Tief überwunden werden kann:

1.    Um interessante und aufregende Aufgaben bemühen.
2.    Interesse an der eigenen Arbeit wecken. Desinteresse ist ein ausschlaggebender Punkt und kann zu Boreout führen. Deshalb sollte sich die Frage gestellt werden: Passt die Arbeit zu mir? Mach ich die Arbeit wirklich gern? Wenn diese Fragen mit „Nein“ beantwortet werden, sollte man sich über die berufliche Zukunft Gedanken machen.
3.    Bürosport: Nackenübungen, Atemübungen und Gesichtsgymnastik können ein gutes Mittel gegen Langweile sein. Dadurch wird die Energie aufgetankt und man arbeitet mit voller Motivation weiter.
4.    Umgestaltung des Büros ist eine gute Möglichkeit gegen Langeweile anzugehen. Den Müll leeren, Dokumente sortieren oder die Küche aufräumen: Ordnung bietet nun die Möglichkeit der Neugestaltung. Eine abwechslungsreiche Umgebung fördert die Kreativität und bringt neue Motivation und Antriebskraft.
5.    Grüner Daumen: Pflanzen im Büro fördern das Wohlbefinden am Arbeitsplatz und sorgen für eine entspannte Arbeitsatmosphäre. Zudem bedürfen Pflanzen der regelmäßigen Pflege, wodurch immer eine Auszeit gewährleistet ist.
6.    Gemeinsames Kochen: Mittagspausen sollten nicht allein und erst recht nicht am Arbeitsplatz verbracht werden. Gemeinsames Kochen stärkt das Gemeinschaftsgefühl und schafft auch mal Raum für private Gespräche.
7.    Gedächtnistraining: Durch einfache Übungen wird der Langeweile der Kampf angesagt und zusätzlich wird das Gedächtnis trainiert. Im Internet findet man viele Übungen. Wem das zu riskant ist, kann auch auf einen einfachen Trick zurückgreifen: Man nehme einen Aktenordner zur Hand, schlägt eine Seite auf und merkt sich für einige Minuten, was auf der Seite steht. Ein Kollege soll das Gelesene danach abfragen. Garantiert schöpft der Chef so keinen Verdacht.

Mit diesen einfachen Tricks kann man gegen Langeweile im Büro ankommen.
Betroffene sollten aber auf keinen Fall ihre Unterforderung vertuschen sondern sich vielmehr aktiv um neue Aufgaben bemühen, die sie wieder fordern.

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