Dr. Google und Diagnose Apps: Die Ärzte von morgen?

Die Krankheits-Symptome googlen – Wer macht das in der heutigen Zeit eigentlich nicht? Liegt man einmal krank daheim im Bett mit gefühlten 40 Grad Fieber oder entdeckt man einen roten Fleck auf dem Oberarm ist das erste Ziel für eine Diagnose meist das Internet. Erst mal schauen, was die Leute in den Foren sagen oder die Gesundheitsrategeber schreiben. Und jetzt drängen zusätzlich auch noch Diagnose Apps für Smartphones auf den Markt. Prinzipiell auch keine schlechte Idee – nur wie zuverlässig sind die Diagnose-Helfer aus dem Internet und können sie wirklich einen Arzt ersetzen?

Seien es Durchfall bei Kindern, Schnupfen oder der Verdacht auf Burn Out: Die meisten greifen direkt zum Smartphone und starten ihre App. Einfach die Symptome eintippen und schon spuckt der Mobile Doktor die Diagnose aus. Doch im Gegensatz zu den Anhängern solcher Apps sehen das Experten eher skeptisch und sind der Meinung diese Helferlein ersparen den Weg zum Arzt nicht.

Google gibt dir 1.000 verschiedene Diagnosen – der Arzt gibt dir eine richtige!

Bereits im Jahr 2011 existierten laut Branchenverband Bitkom bereits 15.000 Gesundheits-Apps. Die meisten sind allerdings schlichte Schrittzähler oder Fitness-Apps, die Trainingsprogramme und –resultate zeigen. Apps, die Fieber messen können oder den Alkoholgehalt im Atem messen sollen sind meist eine nette Spielerei – allerdings keine medizinische Hilfe. Aber auch wenn die Technik so weit wäre ersetzt eine Diagnose-App niemals das Wissen und die Erfahrung eines Arztes. Natürlich ist auch die Wahrnehmung ganz anders: Hat ein Patient Kopfschmerzen können diese Schmerzen nicht nur die Ursache sondern auch ein Symptom sein, vielleicht bedingt durch Verspannungen, Haltungsschäden, falsche Schuhe oder Stress. Keine App der Welt würde das feststellen können. Das kann nur ein Arzt mit seinem Einfühlungsvermögen.

Telemedizin birgt neben der fehlenden Sicherheit der richtigen Diagnose auch rechtliche Tücken: Das Internetportal „DrEd“ mit Sitz in London beispielsweise stellt Patienten im Internet eine Diagnose und schickt ihnen ein Rezept oder die Medikamente aus einer Online-Apotheke direkt per Post zu. Viele Ärzte und auch die Bundesärztekammer sehen dieses Konzept mit einer gewissen Skepsis: Das Internet kann einen Arztbesuch einfach nicht ersetzen.
Doch warum sitzt das Unternehmen nicht in Deutschland sondern in England? Ganz einfach: DrEd ist in Deutschland illegal. Hier gilt – abgesehen natürlich von akuten Notfallbehandlungen – das Fernbehandlungsverbot nach den Satzungen der jeweiligen Landesärztekammern. Danach dürfen Ärzte ihre Patienten nicht ausschließlich über Kommunikationsmedien behandeln oder beraten. Auch bei telemedizinischen Verfahren sei zu gewährleisten, dass zumindest ein Arzt den Patienten direkt therapiert und behandelt.

Was ändert sich durch die Selbstdiagnosen aus dem Internet im Patienten-Ärzte-Verhältnis?

Während früher die Diagnose des Arztes einfach abgenickt wurde und „von oben nach unten“ diskutiert wurde, ist dieses Verhältnis heute im Wandel: Patienten sind informierter und diskutieren oftmals mehr bei der Symptomatik mit. Prinzipiell eine gute Sache einen informierten Patienten vor sich sitzen zu haben, der den Arzt fordert. Problematisch kann es aber dann werden, wenn Patienten mit Halbwissen versuchen zu glänzen oder sich durch Fehldiagnosen im Internet total verrückt machen und sich so unnötigem Stress aussetzen.

Gesundheits-Apps sind noch mehr eine Spielerei als eine wirkliche medizinische Hilfe. Web-Ratgeber hingegen können hilfreich sein, wenn man weiß, von wem die Informationen kommen und man nicht alles auf die Goldwaage legt. Man sollte aber zur Kontrolle in jedem Fall bei einer Krankheit einen Arzt aufsuchen um eine eindeutige Diagnose zu erhalten.

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